Frieden kann man lernen …

… und er ist eine bewusste Entscheidung!

Dieser Artikel kommt nun ein Tag nach den Bundestagswahlen in Deutschland. Keine Absicht, aber der letzte Tropfen für mich ihn zu veröffentlichen. Wir alle haben unsere Geschichten und Beweggründe die Wege einzuschlagen, die wir gehen. Das ist ein Fakt – ohne Urteil. Sich nicht verstanden oder gesehen fühlen, Angst, tiefe Verletzungen, oder schlicht unterschiedliche Meinungen, Bedürfnisse und Grenzen haben das Potenzial tiefe Gräben zwischen uns zu graben. Die letzten Jahre haben mir jedoch ganz konkret in meiner Lebenspraxis gezeigt, dass es möglich ist mit all dem in Gemeinschaft sein und (aus)gehalten werden zu können – und dennoch im konstruktiven und friedlichen Miteinander zu bleiben. Wenn wir uns nur auf unser Menschsein besinnen. Und die Erlebnisse in meinem Umfeld haben mich davon überzeugt, dass man „Frieden“ erlernen kann! Um ihn zu erlernen benötigt es aus meiner Praxiserfahrung heraus, ein paar Eckpfeiler: 

· das Bewusstsein wie wir als Menschen funktionieren
· das Bewusstsein in welcher Welt wir leben 
· ein offenes aber in sich selbst stark verankertes Herz  
· den Willen an sich und mit anderen gemeinsam zuarbeiten, gehalten zu werden und Raum halten für andere – in unserem kompletten Emotionsspektrum. 

Denn ob wir es nun wollen oder nicht: wir SIND voneinander abhängig. Die wenigstens von uns leben alleine als Selbstversorger:in im Wald mit eigenem Wasser-, Elektrizitäts- und Wärmesystem. Ohne Internet, Medikamente, Grundversorgung, Auto, Essen, Annehmlichkeiten usw. …Für mein Verständnis haben wir also keine Wahl als an uns und unserer sozialen Kompetenz zu arbeiten, denn wir nutzen mehr oder weniger alle die Infrastruktur unserer Gesellschaft. 

Reaching hands Peace

Zugegeben, die Komplexität der Welt ist einfach enorm und unüberschaubar geworden. Wir bekommen in Echtzeit alles mit, vom letzten Winkel der Erde. Für diese Art Komplexität sind wir als Menschen eigentlich gar nicht ausgelegt. Gäbe es morgen kein Strom, kein Benzin mehr würden wir sehr schnell sehen, welch physisch limitierten Kreis wir in unserer menschlichen Gestalt eigentlich haben. All diese „Verlängerungen“ unserer Selbst zu haben, Autos, TV, Flugzeuge, Smartsphones… heißt auch die Komplexität der Welt immer in der Tasche zu haben. Von jeder Katastrophe, jedem Konflikt unmittelbar informiert zu sein. Das überfordert schlicht und macht Angst. Um den sozialen Status, Familie und Freunde, den eigenen Komfort, das was man sich erarbeitet hat. Unser Überlebensmodus springt an, wir versuchen diese Komplexität in Kategorien „gefährlich“ oder „nicht gefährlich“ einzusortieren. Weil unser eigenes System sonst einfach heillos überfordert ist. So funktioniert Schemata – eines unserer Hilfsmittel als Menschen um über unsere Sinnesorgane unsere Umwelt wahrnehmen und in bedrohlich oder sicher einzuordnen. Ist man also in dieser Art Überlebensmodus, werden oftmals grundlegende Muster und Reaktionen aktiviert, die uns schützen, am Leben halten sollen. Sie werden durch Emotionen wie Angst oder Wut ausgelöst. Das ist schön, denn sie helfen uns bei unmittelbarer Gefahr (Stichwort Säbelzahntiger), sind aber eine denkbar schlechte Basis für eine gesunde, langfristig und nachhaltige Kommunikation in Gemeinschaft.    

Mit diesem Bewusstsein also, dass zum einen unser animalischer Körper bei Bedrohung „reagiert“, uns in unserer Entscheidung beeinflusst und zum anderen wir in einer überstimulierten Welt leben die von unterschiedlichen Interessengruppen geprägt sind, sind wir umso mehr gefordert jeden einzelnen Tag, jede Stunde und Sekunde abzuwägen und zu entscheiden: Ist das eine reale, unmittelbare bedrohende Information für mich gerade? Oder nicht. Folge ich meinem ersten Impuls der Flucht, des Kampfes, des Einfrierens oder habe ich noch wahre „Wahlmöglichkeiten“ meine Umwelt anders zu gestalten, sodass ich mich sicherer und gesehen fühle? Und: Haben die Entscheidungen, die ich treffe, ihre Wurzeln in meiner eigenen Verantwortungsübernahme, oder mache ich jemand anderen für meinen Wunsch verantwortlich, auf eine bestimmte Weise zu leben? Begebe ich mich in die Rolle eines Opfers und erwarte, dass jemand anderes die Sicherheit schafft, die ich brauche, oder nehme ich wirklich voll und ganz meine eigene Kraft an, um aus meiner eigenen inneren Fähigkeit heraus das zu erschaffen, was ich brauche? Es heißt einerseits also, unsere Emotionen als Alarmsignale zu erkennen, einen Moment der Distanz zu ihnen zu schaffen und dann unseren rationalen Verstand zu nutzen, um abzuwägen, was als Nächstes zu tun ist. Und es erfordert andererseits Reflexion und Selbstermächtigung, um die Bandbreite der Möglichkeiten zu erweitern und die Umgebung zu gestalten, in der ich leben möchte. All das muss man lernen. Es kommt leider nicht als mitgeliefertes Gen-Paket mit auf dieser Welt an.

Jetzt wäre es schön, wenn wir absolut neutrale Lichtwesen als Leitfiguren in unserer Gesellschaft hätten. Wenn unsere Gesellschaft auf der vielbesagten Nächstenliebe aufgebaut wäre. Aber am Ende sind das auch nur Menschen mit Interessen, einem bestimmten Hintergrund, Wunden und Überzeugungen. Am Ende können sie uns keine einfachen Antworten auf die Komplexität unserer  Welt liefern sondern sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen eigenem sozialem Status, wirtschaftlicher Abhängigkeiten, Machtgefügen, Anerkennung, ganz eigenen menschlichen Prägungen, Qualitäten oder Unzulänglichkeiten. Es ist und bleibt Verhandlung in einem Miteinander zu sein. Ein konstant andauerndes Consent-Game, das jedoch nötig ist um in einer freien Gesellschaft zu leben. Freiheit ist Arbeit – genauso wie Diversität. Wer will denn schon nur noch an den nächsten Baggersee zum Urlaub machen fahren oder for life Sauerkraut mit Würstchen essen? Es ist Arbeit relevante Informationen an uns heran zu lassen und sie auf ihre Richtigkeit zu prüfen! Zugegeben: Im Zeitalter von Internet, AI und schlauen Marketing-Strategien wird es immer schwieriger die Realität von der viel besagten Propaganda zu unterscheiden. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern, ist das m.E. jedoch noch eine angenehmere Arbeit und weitaus weniger bedrohlich wie an so manch anderen Orten auf dieser Welt, die für Freiheit kämpfen. All das ist hochkomplex, überwältigend und kann einen hilflos zurücklassen.

Wo jedoch sehe ich nun die Möglichkeit aktiv in den Frieden zu gehen, ihn zu erlernen?

Bei sich selbst zu beginnen. Frieden kommt nicht von aussen daher. Sondern er ist ein Zustand, den wir von Innen ins Außen tragen. Sich also der menschlichen Wahrnehmung und Überlebensstrategien sowie Dynamiken im Wirtschaftssystem und unserer Umwelt in der wir leben bewusst zu werden und Kompetenzen erlernen mit diesen Aspekten zu tanzen: Das bedeutet einen Schritt ins bewusste „Wählen“ zu gehen. Nicht der ersten Reaktion unseres Überlebenszentrums zu verfallen.

Wie erlernt man bewusst zu wählen?

Es gibt ja diesen Satz „Die Welt den Kinder“, aus der Idee heraus, dass Kinder eine Unschuldige, freudvolle und bunte Gesellschaft gestalten würden. Dabei lässt man jedoch den Aspekt außen vor, dass Kinder den Umgang mit Emotionen erst lernen müssen. Wird dieses Lernen nicht mit Empathie und Geduld begleitet, können aus Kindern auch kleine oder größere Monster werden.

Erwachsene Kinder, die vielleicht aus Verletzung, des nicht gesehen Werdens, der Angst verstoßen zu werden, Angst um ihren Status oder Besitz in der Welt, des nicht Teil einer Gruppe seins, aus Rache oder sonstigen ungeheilten Themen mit gefährlichen Phrasen und Entscheidungen um sich werfen. Ihre Überlebenssysteme springen an. Sie beginnen aufeinander loszugehen, ihre Konflikte auf alle um sich herum auszuweiten. Sie bedienen sich Kommunikationstools und -techniken, mit denen sie ins „Blamegame“ gehen und andere für ihre Zwecke manipulieren. Sie nutzen die Ängst von anderen um sie gegeneinander auszuspielen anstatt in den Dialog miteinander zu gehen, sich gegenseitig zuzuhören, einen gemeinsamen Konsens zu finden, Vorbildfunktion übernehmen wie wir die Herausforderungen in der Welt stemmen können — ohne dass sich jemand dabei übersehen und zurückgelassen fühlt! Frieden beginnt im Innen. Wenn ich mir unsere politische Welt und Rhetorik anschaue, regieren Kinder schon längst die Welt. Von Menschen, die nicht bei sich sind. Schuld und/oder Anerkennung im Außen suchen. Andere für Ihre Zwecke gegeneinander aufstacheln.

Ich wundere mich nicht, dass wir diese Kompetenzen nicht schon im Kindergarten, in der Schule erlernen. Denn wie würde unsere Gesellschaft dann aussehen? Wenn wir unsere Bedürfnisse erkennen lernen und sie in einer Kommunikation ohne Fingerzeig ausdrücken könnten? Wenn wir lernen würden mit Mitgefühl und Verständnis für die Situation anderer und der eigenen zu entwickeln? Wenn wir Leid und Freude wohlwollend miteinander teilen würden. Uns sicher genug fühlen dürften, unsere Emotionen auszudrücken? Wenn wir uns authentisch unsere Ängste und Bedenken in einem wertfreien Raum mitteilen, sie gegenseitig anerkennen und auf dieser Basis eine Einigung finden können? Klingt ganz schön friedlich … Wie viel weniger Anwälte, Politiker, Medikamente, Konsum, Ablenkung, Drogen, Polizei, Waffen, Armeen würden wir brauchen?

Um diese Kompetenzen zu erlernen gibt es schon Tools. Sie nennen sich z. B. Dramadreieck, gewaltfreie Kommunikation und das Konsensrad. Die absolute Basis unserer Erlebnisräume oder Einzelarbeit. Und meines Erachtens braucht es viel mehr Erlebnisräume, in denen wir wertfrei lernen dürfen sie zu nutzen. Uns gehalten fühlen dürften, wenn wir es mal nicht so gut geschafft haben uns auszudrücken oder unsere Grenze zu kommunizieren. Und lernen für andere in der selben Situation da zu sein. Oftmals kommen Menschen zu uns, die noch nie was davon gehört. Und auch ich habe das erst in meinen Dreißigern gelernt. Wie friedlich wäre meine Welt schon zuvor gewesen, hätte es früher meinen Weg gekreuzt. Diese Tools sollten in jeder Ausbildungsstätte Pflicht sein, helfen sie uns doch in allererster Linie dabei mit uns selbst in Verbindung zu sein, um uns anderen mitteilen zu können – Mensch zu sein, im Miteinander zu sein. Um Frieden und Mitgefühl in sich selbst zu etablieren, denn wie können wir das von Außen einfordern, wenn wir selbst im Mangel damit sind?

Bei der nächsten Wahl werde ich die Partei wählen, die mutig genug ist ein Schulfach mit dem Namen ”Frieden lernen“ zu etablieren. Die Frage ist nur, womit sich diese Partei dann finanziert. Bis dahin hoffe ich, dass sich viele unterschiedliche Menschen in unseren Räumen treffen und am eigenen Leib erfahren dürfen, wie es sich anfühlen kann mit sich selbst und andern im Frieden zu sein.

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